Christi Geburt: 6 Jahre vor Christi Geburt
Die Heiligen Drei Könige: weder heilig noch drei noch Könige
Jesus: Geburts-Horoskop eines Königs
Die Magier auf der Reise nach Betlehem
Man hat dem Christentum und insbesondere der Katholischen Kirche wiederholte und fortgesetzte Manipulation der Wahrheit vorgeworfen - mit Recht. Der Gipfelpunkt der Geschichtsfälschung jedoch ist wohl die Darstellung von Zeitpunkt und Umständen der Geburt ihres Religionsstifters Jesus, genannt Christus.
Warum Jesus einige Jahre vor Christi Geburt geboren wurde
Die "Heiligen Drei Könige" waren Magier
Das Horoskop der Weisen aus dem Morgenland
Warum eine Konstellation nichts beweist, aber dennoch zu denken gibt
Sogar aus den Angaben des Neuen Testaments ist selbst für einen Laien erkennbar, daß alle heute gepflegten Überlieferungen zu Weihnachten, den Heiligen Drei Königen und der Zeitrechnung nach Christi Geburt falsch sind. Oder noch deutlicher gesagt: Die meisten Christen hängen heute Traditionen an, die den direkten Aussagen der Zeitzeugen und Weggefährten Jesus' - dem Herzstück der sogenannten Heiligen Schrift - widersprechen.
Lukas (wahrscheinlich ein Arzt aus Antiochien in Syrien und namentlich erwähnter Mitarbeiter Paulus', der Jesus jedoch nie traf) berichtet in seinem Evangelium 2,1: "In jenen Tagen geschah es, daß vom Kaiser Augustus ein Befehl ausging, daß der gesamte Erdkreis aufgezeichnet werde." (Palästina war damals Provinz des "die ganze Welt" umspannenden römischen Imperiums.) Außerdem erwähnt er Quirinius als Statthalter von Syrien. Augustus entsandte nachweislich 6 n.Chr. einen Legaten Quirinus nach Syrien, der einen Zensus (Volkszählung, hauptsächlich für steuerliche Zwecke) durchführte. Möglicherweise hatte Quirinus bereits 10-7 v.Chr. das gleiche Amt inne. Die zwei dadurch in Frage kommenden Zensen fanden demzufolge zur Regierungszeit König Herodes' des Großen (40-4 v.Chr.) und 6 n.Chr. statt.
Matthäus (ein als einer der zwölf Jünger berufener Zöllner) berichtet in seinem Evangelium 2,1 lakonisch: "in den Tagen des Königs Herodes ... kamen Magier aus dem Morgenland".
Markus (ein Mitarbeiter Petrus') und Johannes (vermutlich Sohn des Apostels Zebedäus) machen zu Geburt und Kindheit Jesus' keine Angaben.
Für Verwirrung sorgt, daß damals während über 100 Jahren praktisch alle jüdischen Könige Herodes hießen. Es gilt aber heute als allgemein sicher, daß von Herodes dem Großen die Rede ist; nicht von Herodes Antipas (d.h. seinem nach seinem Tod geborenen Sohn, Tetrach von 4 v.Chr. bis 39 n.Chr.), der Johannes den Täufer enthaupten ließ, und nicht von seinem romanisierten Enkel Herodes Agrippa (bis 44 n.Chr.), der Petrus einkerkern und Jakobus hinrichten ließ.
Kurz: Auch Bibelforscher akzeptieren heute, daß Jesus einige Jahre vor Christi Geburt geboren wurde.
(Weihnachten wird erst seit dem 4. Jahrhundert als Geburtstag Jesu gefeiert, als die Kirche gewohnheitsgemäß den heidnischen Feiertag der Wintersonnenwende überlagerte; bis heute variiert ja von Land zu Land, welcher der Tage von 24. bis 26. Dezember als eigentlicher höchster Feiertag betrachtet wird.)
Interessanterweise kamen erst jetzt Experten auf den Gedanken, die Ereignisse um den Stern von Bethlehem vom Standpunkt der Astrologie, also aus der Perspektive der "Heiligen Drei Könige" zu betrachten.
Wie gesagt erwähnt nur einer der vier Evangelisten, Matthäus 2,1, knapp die "Magier aus dem Morgenland", in älteren Übersetzungen ins Deutsche und Englische "Weise aus dem Morgenland". Alle weiteren Details sind Volks- und Aberglaube: Weder sind die Weisen zu dritt noch Könige; reine Erfindung sind ihre Namen Kaspar (pers. Schatzmeister), Melchior (hebr. König des Lichtes) und Balthasar (hebr. Version von babylonisch-assyrisch Belsazar, d.h. Der Herr schütze sein Leben).
Im griechischen Original benützt Matthäus das Wort "Magoi". Der ursprünglich persische Begriff "Magusch" bezeichnet die Priesterkaste und stand in jenen Zeiten (einige Jahrhunderte später) allgemein für Sterndeuter oder Astrologen; heute bezeichnet "Magus" oder "Magier" eher einen Zauberkundigen. Was konnte einen solchen "Astronomos" in jenen Tagen zu einer monatelangen Reise bewegen?
Im Volksglauben wird gerne ein Komet oder Schweifstern über der Krippe von Betlehem gesehen. Astronomen haben mehrere Himmelserscheinungen nachgewiesen, die als auffällig heller "Stern" über Palästina sichtbar gewesen sein dürften. Texte aus China (das damals astronomisch ebenfalls führend war) vermerken einen Kometen im Jahre 12 v.Chr. und eine Nova im Jahre 5 v.Chr. Johannes Kepler wies darauf hin, daß alte hebräische Überlieferungen mit der Ankunft des Messias rechneten, wenn Jupiter und Saturn "wie ein Planet" aussähen, und daß die zwei Planeten einander im Jahre 7 v.Chr. gleich dreimal derart nahe waren (am 29.Mai, 29. September und 4. Dezember) - und das zudem im Sternbild der Fische (der Fisch wird gerne als Symbol Jesu gesehen). Luzifers Team ist an die Frage mit einer Originalquelle herangegangen:
Das Basiswerk der Himmelskunde war damals das "Tetrabiblos" des griechischen Astronomen Ptolemaios (Ptolemäus). Schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis macht klar, daß ein Komet als Dreikönigsstern nicht in Frage kommt. Solche Himmelskörper galten eigentlich immer als Vorboten für Tod und Krieg - auch bei den Chinesen und im Mittelalter. Jedenfalls ließe sich daraus keine "Geburt eines Königs" herauslesen.
Ptolemaios beschreibt jedoch konkret, welche Konstellationen bei der Geburt eines Königs günstig sind. (Naturgemäß wurden Sterndeuter besonders gerne bei der Geburt von Prinzen und Thronfolgern herangezogen.)
Jupiter als König der Planeten ist prinzipiell ein günstiges Zeichen. Unter Saturn kommen edle und gute Menschen zur Welt. Eine Konstellation mit Mars läßt sie kräftig und streitbar werden. Merkur steht für fromme und philosophische Naturen, Venus für die Liebe, sowohl die zu Menschen als auch zu Gott. Sollten auch noch Sonne und Mond hinzutreten, werden, so Ptolemaios, "die, welche erzeugt werden, Könige sein".
Natürlich ist schon eine Konstallation (Zusammentreffen) all dieser Planeten selten. Ereignet es sich jedoch zudem im Sternzeichen des Widders, der als heiliges Sternbild Judäas galt, mußte das für die damaligen Sterndeuter das untrügliche Zeichen für die Geburt des neuen Königs der Juden sein, der dem Volk Israel im Alten Testament prophezeit worden war.
Am 17. April 6 v. Chr. um 8.26 Uhr trat diese Konstellation ein: Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn standen scheinbar in einer Reihe im Sternbild Widder, die schmale Sichel des zunehmenden Mondes zog vor Jupiter vorüber. Die helle Sonne machte das morgendliche Schauspiel unsichtbar, aber für Astrologen ist die Sichtbarkeit einer Sternenkonstellation unerheblich für die Wirkung eines Horoskops.
Es ist somit wahrscheinlich, daß die Gelehrten nicht einem wirklich am Himmel stehenden Stern, sondern einem Horoskop folgten. Sie verließen vermutlich das Partherreich, den größten Rivalen des römischen Imperiums im Osten, in dem sich nach der Eroberung durch Alexander den Großen drei Jahrhunderte zuvor alte babylonische, persische und griechische Traditionen mischten. Sie überschritten den Euphrat und die Grenze ins römische Syrien und zogen dort südwärts in die Provinz Judäa, die für sie durch die Planetenkonstellation im Sternbild Widder wie mit einem himmlischen Schweinwerfer beleuchtet wirken mußte.
Diese Herangehensweise - typisch Diplomaten und Wissenschaftler - erklärt auch, warum sie nicht direkt nach Bethlehem reisten, sondern zunächst in die judäische Hauptstadt Jerusalem. Hier erkundigten sie sich bei König Herodes dem Großen nach dem genauen Geburtsort des Prinzen. Der - wohl im Bewußtsein, daß ihm derzeit kein Thronfolger ins Haus stand - war natürlich irritiert. Matthäus 2,4: "Er versammelte alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes" - die nun ihrerseits ihren Teil der Prophezeiungen hinzufügten: Schon zur späten Assyrerzeit (8.Jh. v.Chr.) hatte der judäische Bauer Micha vorhergesagt, daß der "Führer des Volkes Israel" aus Betlehem hervorgehen werde (Micha 5,1).
Laut Matthäus 2, 9-12 fanden die Weisen tatsächlich das Kind - das ja wegen der Volkszählung und der damit verbundenen Reise nicht gerade eben einen "ordentlichen Wohnsitz" aufzuweisen hatte. Angesichts der astrologisch einwandfreien, aber gesellschaftlich anrüchigen Umstände dieser Königsgeburt zogen es sowohl die Weisen wie die Eltern des Kindes vor sich abzusetzen: die Sterndeuter "auf einem anderen Weg heim in ihr Land", Joseph, Maria und Nachwuchs ins klassische Flüchtlingsparadies Ägypten.
Übrigens: Daß Herodes der Große in Folge "in Betlehem und in seiner ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter ermorden" ließ (Matthäus 2, 16), ist historisch zweifelhaft: Ein derartiges Massaker wäre im ordentlichen römischen Imperium ganz gewiß nicht nur von einem einzigen (voreingenommenen) Jünger erwähnt worden. Tatsächlich erwähnt kein römischer Statthalter oder Historiker ein solches Ereignis, wohingegen die gleiche blutige Anekdote neben Herodes auch über ein Dutzend anderer großer Herrscher von England bis China erzählt wird.
Freilich ist die astronomisch absolut gesicherte Tatsache dieser Konjunktion kein Beweis für irgendwelche biblischen Behauptungen: nicht für die Existenz der (nur von einem der vier Evangelisten erwähnten) Weisen, nicht für die Geburt Jesu und schon gar nicht für seine überirdische Bedeutung. Zu Jesu Lebzeiten predigten mindestens zwei Dutzend Männer, die von ihren Anhänger als der Messias verehrt wurden. Die meisten davon stammten tatsächlich aus dem Haus David - so wie heute ziemlich alle Deutschen behaupten können, mit Karl dem Großen verwandt zu sein.
Wer weiß, ob jener Knabe in Bethlehem - wenn überhaupt - tatsächlich zum Zeitpunkt der Konjunktion geboren wurde? Bei einer geschätzten Zahl von einer Million Einwohnern kamen wohl an jenem Tag etwa 70 Kinder zur Welt, mindestens eines wohl also zur gleichen Zeit, für das das Horoskop ebenfalls galt - auch wenn sein Name gewiß nicht Brian war ...
Wer weiß, wieviele Geschichten und Anekdoten, Omen und Beweise Jesu' Anhänger später hinzufügten, aus Verklärung und Altersschwäche (die Jünger waren größtenteils ungebildete jüdische Handwerker, die ersten Evangelien wurden etwa 60 n.Chr. aufgeschrieben), als Gleichnis und besserer dramaturgischer Wirkung wegen, oder aus politischer oder persönlicher Propaganda (die meisten Apostel hatten Jesus nie erlebt, einige waren in griechischer Philosophie und römischer Politik gebildet und hatten wenig Verständnis für jüdische Regionalismen)?
Und was wir sicher wissen ist, daß die sogenannte Heilige Schrift bei ihren Übersetzungen vom Hebräischen und Griechischen ins Lateinische und Deutsche dutzendfach editiert und fehlinterpretiert wurde und daß die Propagandamaschinerie der Katholischen Kirche ganz gezielt mißliebige Propheten und Apostel "verschwinden" ließ, gewisse Deutungen nachträglich einfügte und jahrhundertelang verhinderte, daß selbst dieses durchgehend manipulierte Werk namens Bibel allgemein zugänglich wurde.
Dennoch bleibt das Faktum, daß am 17. April 6 v. Chr. in Judäa die Geburt einer einzigartigen Seele angezeigt wurde durch eine ebenso einzigartige Konjunktion, auf deren Wiederholung wir jedenfalls in den nächsten Jahrzehntausenden vergeblich warten werden ...
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